Interview

Interview mit Gerda Kötter (Ehrenvorsitzende)

 

Wie lange bist Du eigentlich schon Mitglied in der Gartenanlage?

Das kann ich Euch im Moment gar nicht sagen, Alfred, kannst Du das nicht in deinen Unterlagen nach sehen? (Anmerkung der Redaktion: seit Dezember 1969)


Aus Sicht unserer Ehren Vorsitzenden, wie wichtig ist Dir die Tatsache, dass wir eine Interessen Gemeinschaft sind?

Aus meiner Sicht sehr wichtig. Früher war eine Interessengemeinschaft eine Gemeinschaft, die Aktiv am Vereinsleben teilnimmt, Nachbarschaftspflege betreibt, Aufgaben gemeinsam meistert, einfach aktiv am Leben teilnimmt. Die Gründe hierfür liegen in der Historie, 1948 wurde unsere Gartenanlage von Herrn Zeder gegründet. Aufgrund seiner persönlichen Erfahrungen in den Kriegsjahren und der Tatsache, dass viele Flüchtlinge in Münster, insbesondere aber im näheren Umfeld, sprich Klein Muffi, vorhanden waren gab es Probleme mit der Ernährung. Die damalige Gartengemeinschaft hat zum Erntedankfest 1948 auf dem Gelände von Scheiwe (heute Neubau) eine große Tafel mit den Erntegaben für Hilfsbedürftige bereitgestellt. Herr Zeder der schon vor dem Krieg der SPD angehörte und nachher Gründungsmitglied der neu gegründeten SPD in Münster war, hat sich stark dafür eingesetzt, das Gelände unserer heutigen Gartenanlage nach Verhandlungen mit der Stadt Münster und der Stiftung von der Tinnen für die Gründung einer Gartenanlage zu erhalten. Es lag ihm sehr viel daran, soweit wie möglich „Frei“ zu bleiben. An einer einberufene Mitgliederversammlung im Jahre 1948 nahmen Vertreter der Stadt Münster, unsere Verpächterin Stiftung von der Tinnen und Vertreter des Stadtverbandes teil. Ziel war es, unsere Gemeinschaft in den Stadtverband zu intrigieren. Im Protokoll ist zu lesen, dass die Mitglieder unsere Gartenanlage unabhängig bleiben wollte und nicht in den Stadtverband aufgenommen werden wollte. Dieses hat bis zum heutigen Tage Gültigkeit.


Warum heißt der Kleine Dahlkamp eigentlich Kleiner Dahlkamp?

Der gesamte Bereich heißt Dahlkamp und die Gartenanlage Großer Dahlkamp existierte bereits. Im Übrigen waren auch die Parzellen bereits abgesteckt und im Grundbuch eingetragen. Diese wurden damals nach einer öffentlichen Ausschreibung in einem Losverfahren vergeben.


Welche Bedeutung hat für dich das Vereinshaus?

Am Bau selber bin ich mit vielen anderen Mitgliedern ja nun selber beteiligt gewesen. Die Idee hatte bereits unser damaliger Vorsitzender Paul Müller; jedoch wurden alle seine Anträge und Vorschläge immer wieder abgeschmettert. Es lag sicherlich an den hohen Kosten, die hier veranschlagt wurden. Jedoch wurde mit der Zeit das Grundstück für den Bau eines Vereinshauses bereitgestellt. Gärten wurden getauscht und somit konnte es irgendwann losgehen. Angefangen hat alles 1976 als auf dem Nachbargrundstück Strom für die Gärtnerei Wilumeit gelegt wurde. Der Sohn von Herrn Zeder dachte an das Interesse der Gartenanlage, Strom für ein Vereinshaus, zu erhalten. Diese Chance wurde genutzt und ein großer Fortschritt in unsrer Anlage erreicht. Der Gedanke: Was wäre es schön, wenn alle Gärten Strom hätten, wurde schnell umgesetzt. ein eigener Stromverein wurde mit anfangs 23 Gartenmitgliedern gegründet. Viel Arbeit stand nun an, der Zusammenhalt dieser Stromgemeinschaft war ganz enorm. 800 Meter Kabelgraben, 80 cm tief mussten ausgegraben werden. Neider gab es schon damals, oft mussten Glassplitter aus den Gräben gesucht werden. Beim Bau des Vereinshauses hat sich auch wieder die starke Gemeinschaft ausgezeichnet. Jeder hat nach seinen Möglichkeiten bei den Arbeiten, sowie bei der Beschaffung und Organisation beigetragen.


Welches Erlebnis ist für dich in der Gartenanlage unvergesslich?

1979 wurde der Pütt für die Kläranlage gebaut. Der Bagger war schon da, der Baggerführer kam eigens aus Osnabrück. Der Boden hier besteht aus mehreren Schichten, das Frühjahr gab mit Niederschlägen sein übriges dazu. Das Loch war 3 Meter mal 3 Meter und 5 Meter Tief. Mittendrin stand der Bagger und von allen Seiten lief das Wasser in das Riesenloch, Seitenwände stürzten immer wieder ein. Seitlich mussten immer wieder Schilder eingesetzt werden. Und der Baggerführer stand mit seinem Bagger einsam in diesem Loch. Eine verdammt gute Leistung. Übrigens, der Findling am Vereinshaus mit unserem Namenszug, stammt aus diesem Loch.


Wie sah denn die Finanzierung des Vereins aus?

Viele Jahre betrug der Beitrag 12,50 DM. Die Gartenübernahme bei einem Wechsel war mit 20,00 DM festgelegt, Anfang der siebziger Jahre 24,00 DM. Nachdem durch die Stromverlegung auch die Wege neu gemacht waren, viele Gärten nun Strom hatte, stieg natürlich auch der Wert der einzelnen Gärten. Ich war noch nicht 40 Jahre alt, ¾ der Mitglieder war über 65 Jahre, als ich zur Vorsitzenden gewählt wurde und den Vorschlag für die Erhöhung des Beitrags auf 36,00 DM und die Gartenübernahme auf 100,00 DM machte. Selber habe ich mir nicht vorgestellt, dass diese Vorschläge von den Mitgliedern angenommen werden, aber sie wurden einstimmig angenommen. Für den Bau des Vereinshauses wurde ebenfalls eine einmalige Umlage von allen Mitgliedern in Höhe von 200,00 DM gezahlt.


Gab es denn irgendwelche Zuschüsse von der Stadt, oder anderen Organisationen?

1978 haben wir von der Stadt Münster erstmals eine Zuwendung in Form von 2 Parkbänken erhalten, die heute noch in unserer Anlage stehen. Beim Bau der Toilettenanlage 1979 erhielten wir die komplette Kläranlage mit Verrieselungsrohren kostenlos zur Verfügung gestellt. Später habe ich erfahren, dass andere Gartenanlagen des Stadtverbandes 1000,00 DM je Garten als Unterstützung weil Förderungsbedürftig erhielten. Nach langen hin und her mit der Stadt und den zuständigen Stellen in Düsseldorf erhielten wir später Unterstützungen seitens der Stadt für verschiedene Maßnahmen wie Silbersand für den Sandkasten, Schlacke für die Hauptwege, Transportkosten für die damaligen Spielgeräte und Kostenerstattung für die Einzäunung zu Scheiwes Wiese und Spielplatz.


 Was wünscht Du Dir für unsere Gartenanlage?

Das Wort Interessengemeinschaft muss wieder umgesetzt werden, nicht nur von Einzelnen Mitgliedern. Meine Frage an die Gartenmitglieder lautet: Was bedeutet Euch liebe Gartenmitglieder, das Wort Interessengemeinschaft? Schreibt doch Eure Meinung dazu einfach an die Redaktion. Das Ergebnis würde mich auch echt interessieren.


Welche Botschaft hast Du an unsere Mitglieder, die vor nicht allzu langer Zeit einen Garten erworben haben?

Versteckt Euch nicht, habt Mut in einer gewachsenen Gemeinschaft den Kontakt aufzunehmen und zu pflegen. Besucht unsere vielen unterschiedlichen Feste, oder schaut doch zum Dämmerschoppen in unserem Vereinshaus rein. Lernt unsere Gemeinschaft kennen. Offenheit ist immer noch das beste Mittel, Kontakt aufzunehmen.


Was hältst Du von der Idee eine Gartenzeitung umzusetzen?

Ich halte sehr viel davon, weil in den letzten Jahren doch sehr viele Gartenmitglieder neu dazugekommen sind. Eine Zeitung bietet auch die Möglichkeit, die Geschichte eines Vereines kennen zu lernen, Leserbriefe zu schreiben und sich aktiv mit einzubinden. Die Zeitung bedeutet aber auch, das es in diesem Verein immer weitergeht.


Was hältst Du von unserem Internetauftritt?

Ich weiß über den Auftritt Bescheid und finde es ganz toll, dass es diesen gibt, aber ich hatte ehrlich noch keine Gelegenheit mir diesen anzusehen. Das werde ich nun aber ganz schnell nachholen. Auch wir Älteren haben das Computerzeitalter erreicht. Ich bin noch nicht Methusalem und freue mich über die Kommunikation der Zukunft.


Das Interview führte Alfred Ziebarth